Liebe Leserin,
Lieber Leser,

Ich freue mich sehr, Sie auf metatext OSTblog begrüßen zu dürfen, dem Ort mit authentischen Nachrichten aus und über Russland und seine(n) Nachbarstaaten. Seit dem Überfall auf die Ukraine hat sich die Russische Föderation vor unser aller Augen endgültig aus der Gemeinschaft jener Staatenfamilie verabschiedet, die zumindest demokratische Mindeststandards gewährleistet und das Völkerrecht achtet. Autokratische Tendenzen gab es in Russland schon seit Jahren. Gegner des Systems Putin haben früh erkannt, wohin der Weg führt. Aber es fanden sich aus der Außenperspektive betrachtet bis zuletzt immer auch mehr oder weniger gute – vor allem wirtschaftliche – Gründe, nicht gar so streng zu urteilen. 

Der 24. Februar 2022 und die Ereignisse danach haben uns eines Besseren belehrt. Die Folgen des Bebens, das dieser Krieg ausgelöst hat, sind weltweit zu spüren. Selbst wer mit Russland oder der Ukraine nichts zu tun hat, spürt die Konsequenzen bis in seinen privaten Bereich – Stichwort Gaskrise. Die großen Erklärungen, wie das alles passieren konnte, werden von berufener Seite kommen und werden ganze Bücher füllen. Sie werden ein wichtiger Teil dessen sein, was das zukünftige Russland nach dem Zusammenbruch der UdSSR verabsäumt hat, vor dem auf ewig davonzulaufen aber keinen Sinn hat – Vergangenheitsbewältigung. Die russische Gesellschaft wird sich früher oder später ihren Dämonen stellen müssen. Viele, die großen und kleinen Helden in zahlreichen Geschichten, die wir hier unter anderem vorstellen wollen, haben das schon verstanden. Die übrigen werden dieser Katharsis auch nicht entkommen, wenn das Land jemals wieder ein Teil der zivilisierten Staatengemeinschaft werden will. Und im Sinne einer friedlichen Zukunft für uns in Europa wie auch in der ganzen Welt sollten wir diese Bestrebungen nach Kräften unterstützen.

Warum also dieser Blog? Wir glauben, dass es bei uns ein großes Interesse an Nachrichten und Informationen gibt, die nicht bereits durch sämtliche Agenturen gejagt wurden. Die einen möglichst unverfälschten Blick auf das andere Russland eröffnen, auf Nicht-Konformes, Regimekritisches, Oppositionelles. Und da gibt es weitaus mehr zu entdecken als Nawalny & Co, ohne deren unheimlich wichtige Arbeit schmälern zu wollen.

Widerständiges hat viele Gesichter, die allermeisten sind bei uns noch völlig unbekannt. Wir wollen mit diesem Blog u.a. auch einen kleinen Beitrag dazu leisten, den leisen Stimmen, jenen, die tagtäglich den Anfeindungen und Zumutungen dieses antidemokratischen Apparats in Russland ausgesetzt sind, mehr Gehör zu verschaffen, gerade hier im deutschsprachigen Raum, der Hochburg der sogenannten Putinversteher

Die wichtigste Grundlage hierfür bietet die Recherche in Originalquellen. Wir wollen hier nichts wiederkäuen, was Sie an anderer Stelle auch bekommen können. So fühlen wir uns auch nicht der absoluten Aktualität, sondern einem Extra an Hintergrundwissen, dem Sichtbarmachen von Zusammenhängen, dem In-den-Kontext-Stellen von Informationen verpflichtet. Die nackten Fakten liefern Ihnen die großen Agenturen und Medien, wir wollen uns hier um den Mehr-Wert bemühen. 

Wir starten mit einem Pool an Content, den wir in letzter Zeit geschaffen haben, weil er vor allem unseren eigenen Interessen entsprungen ist. Bei Gesprächen und Diskussionen im persönlichen Umfeld habe ich festgestellt, dass vieles, was einem selbst schlüssig und selbstverständlich erscheint, für einen Außenstehenden oft ganz anders wirkt. Hier gibt es echten Bedarf an gut aufbereiteten Hintergrundinformationen, und ein gerüttelt Maß an Neugierde, die es zu befriedigen gilt. Ob uns das gelingt, werden nicht zuletzt auch Sie entscheiden.

Unsere Arbeit versteht sich naturgemäß als work in progress. Mit der Zeit wird sich unser Angebot erweitern und hierfür ist auch Ihr Beitrag wichtig – Aufmerksamkeit ist hier die Währung, auf die es ankommt. Und so werden wir sehen, wie weit uns dieser Weg führt.

Wenn hier mehrheitlich von „wir“ die Rede ist, so ist das kein Kokettieren mit dem pluralis majestatis, sondern Ausdruck meiner Überzeugung, dass ein guter Text zum einen nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern sein Autor immer auf den Schultern vieler anderer steht, von denen er im besten Sinne dazu-gelernt hat. Und zum anderen wird ein geglückter Text immer auch seinen Leser mit-bedenken, und je mehr Feedback von diesem zurückkommt, desto fruchtbarer kann dieser Austausch, desto gelungener kann sein Ergebnis sein.

Abschließen möchte ich mit einigen Angaben zu meiner Person in knappen Stichworten.

Ich bin / war / habe: akademisch ausgebildeter Übersetzer und Dolmetscher für Russisch und Englisch der Universität Graz / zahlreiche Projekte als freiberuflicher Übersetzer von Architektur bis AUSTROMIR umgesetzt und begleitet / wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung in Graz / Forschung in russischen staatlichen Archiven unmittelbar nach deren Öffnung für westliche Wissenschaftler betrieben / 25 Jahre erfolgreich in der Privatwirtschaft. 

Ich kenne das Land, ich mag seine Menschen, seine Kultur und seine Sprache und ich wünsche diesen Menschen einen baldigen demokratischen Neubeginn. Russland war immer ein Teil Europas und wird es eines Tages hoffentlich wieder sein.

Eine letzte praktische Anmerkung: Bei der Transliteration von russischen Eigennamen verwenden wir eine bewusst vereinfachte, an den deutschen Sprachgebrauch angelehnte Schreibweise (so wird etwa aus der korrekten Form „Gorbachev“ das vereinfachte „Gorbatschow“). Des weiteren übernehmen wir bereits etablierte Schreibweisen für bekannte Namen, auch wenn deren Umschreibung nicht immer konsequent durchgehalten wurde – vgl. Wladimir Putin vs. Vladimir Sorokin.

Außerdem verzichten wir auf diesen Seiten aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf eine geschlechtergerechte bzw. gendersensible Schreibweise. Es sind in allen Formulierungen, wo es Sinn macht, selbstverständlich beide biologischen Geschlechter und sämtliche möglichen Identitäten mitgemeint.

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